Darmerkrankung - Was Sie dazu wissen sollten!

Darmerkrankung

Neulich habe ich mal wieder einen Patienten mit Divertikulitis behandelt. Divertikel sind Ausstülpungen in der Dickdarmwand und wenn die sich entzünden, nennt man das Divertikulitis. Jeder Arzt wird Ihnen empfehlen, wenn Sie Probleme damit haben: Ballaststoffe.

Möglichst viel davon. Was nach neuestem Wissensstand aber nicht mehr korrekt ist. Ballaststoffe sind bei der Vermeidung und Bekämpfung dieser entzündlichen Darmerkrankung überbewertet.

Können Sie mit Ballaststoffen wirklich Divertikulitis vermeiden?

Divertikulitis ist eine Entzündung, die dadurch entsteht, dass sich Taschen und Ausstülpungen in der Dickdarmschleimhaut bilden – und diese Taschen und Ausstülpungen sind Sammelstellen für Nahrungsmittelreste, welche hier die Darmschleimhaut reizen.

Und zu Entzündungen führen können: Zeichen sind Bauchschmerzen, Krämpfe und Stuhlunregelmäßigkeiten – sowie allgemeine Entzündungszeichen, wie beispielsweise eine erhöhte Leukozytenzahl. Anfällig sind ältere Personen. Besonders ab 50, 55 Jahren steigt die Erkrankungsrate für diese Darmerkrankung rasch an.

Ein Arzt wird Ihnen empfehlen, mehr Ballaststoffe zu verzehren, um den Stuhl geschmeidig zu halten, so Ablagerungen in diesen Darmausstülpungen zu vermeiden und das Risiko, an Divertikulitis zu erkranken, zu verringern.

Und da kommt ausgerechnet eine Studie aus Kanada...und die stellt altes Medizin-Wissen offensichtlich auf den Kopf: Denn die Studie besagt, dass die Personen mit dem geringsten Ballaststoffverzehr ein ca. 30% niedrigeres Risiko für eine Divertikulitis hat als die Gruppe, bei denen der Ballaststoffverzehr am größten war. UPS?!

Was läuft denn da schon wieder falsch?

Ballaststoffe – es kommt auch immer darauf an, was man darunter versteht...

Wenn A (A steht hier für Arzt) „Ballaststoffe“ sagt, versteht B (B steht an dieser Stelle für „Betroffener“) darunter fast immer „Vollkorngetreide“. Und damit gibt es ein Problem, das viele sich nicht trauen, auszusprechen. Aus meiner Erfahrung mit Interviews von Darmkranken (aller möglicher Darmerkrankungen, nicht nur Divertikulitis) kann ich sagen, dass erstaunlich viele über eher leidvolle Erfahrungen mit „Körnerbrot, Vollkornmüsli und Co.“ berichten, nämlich dass die nicht nur Krämpfe verstärken, sondern oft auch die Stuhlausscheidung erschweren und das liegt nicht, wie angenommen, nur am zu wenigen Trinken...

Denn Getreide-Ballaststoffe sind nicht löslich. Von der natürlichen Darmflora, der Gärungsflora, können Sie während der Passagezeit (so nennt man die Zeitspanne, die Nahrung durch den Darm läuft) nicht verwertet werden und kommen oft so „unten“ an wie sie „oben“ hineingekommen sind. Aber im Enddarmbereich ist der Stuhl am festesten und die Darmpassage am langsamsten. Und das läuft hinaus auf...?

Richtig: Ballaststoff-Reste in eben diesen Divertikeln, oder „Ausstülpungen“.

Getreide kann sich da doppelt zum Problem auswachsen

Das ist dann der Fall, wenn Sie mal Weißmehl, mal Vollkorngetreide verzehren (und dann muss natürlich auch der Zucker dazu gezählt werden, oder etwas allgemeiner: „Junkfood“!). Denn während Weißmehl und Zucker den Darm schwächen, insbesondere die Peristaltik, also seine natürliche Bewegung, können sich Ballaststoffe von Vollkorngetreide umso hartnäckiger in den Divertikeln absetzen, und so das Risiko für eine Entzündung, sprich Divertikulitis erhöhen.

Erste-Hilfe-Maßnahme daher, wenn Probleme mit Divertikulitis bestehen: Reduzieren Sie Getreide, auch ballaststoffreiches, zunächst allgemein. Eine glutenfreie Diät kann helfen (bei einer glutenfreien Diät lassen Sie Weizen, Gerste, Hafer, Roggen, Tritikale, Dinkel, Urkorn und Wildreis weg).

Normaler brauner Reis, also Naturreis, kann dann unter Umständen auch noch Probleme machen, und sollte vorübergehend weggelassen werden (Parboiled Reis ist hier besser).

Das Gleiche gilt auch für Pellkartoffeln mit der Schale. Vermeiden Sie auch Zucker – in jeder Form, auch Fruchtsäften. Ausnahmen sind die ganzen Früchte, wobei auch hier Abstriche zu machen sind: Saures tut in aller Regel nicht gut, wenn noch die Reizung besteht.

Merken Sie sich folgende Faustregel: Bleiben Sie unter 15 g pro Tag, wenn die Entzündung akut ist, und bleiben Sie unter 30 g pro Tag Fruktose, wenn leichte Beschwerden mit dem Bauch bei diagnostizierten Divertikeln bestehen.

Mein Fazit

Nicht immer sind Ballaststoffe eine Empfehlung. Vor allen Dingen dann nicht, wenn man unter ihnen überwiegend Vollkornprodukte versteht. Interviews und Befragungen von Darmpatienten haben ergeben, dass sich nur die wenigsten Patienten mit Ballaststoffen aus Vollkornprodukten wohl fühlen. Mein Tipp: wenn Ballaststoffe, dann unbedingt lösliche! Außerdem hat es sich bei Darmerkrankungen wie Divertikulitis bewährt, die Zufuhr an Fruchtzucker zu begrenzen!

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