Die E-Zigarette als gesunde Alternative um Rauchen?
Wenn Sie in den letzten Wochen die News zum Thema „Raucherentwöhnung“ verfolgt haben sollten, ist Ihnen nach längerer Ruhe mal wieder die so genannte „E-Zigarette“ unter die Augen gerollt. Und dieses Thema wird (wieder mal?) kontrovers diskutiert. Da wir uns bei Gesundheits-Brief bemühen, Themen immer wieder zu aktualisieren, haben wir uns gefragt: ist die E-Zigarette nach den neuesten Erkenntnissen hilfreich, sich das Rauchen abzugewöhnen – oder ist sie sogar noch schädlicher als eine herkömmliche Zigarette? Hier sind die Fakten.
Wie funktioniert die E-Zigarette?
Bei der E-Zigarette entsteht kein Rauch in dem Sinne, dass sie angezündet wird. Das hat gegenüber der herkömmlichen Zigarette zwei Vorteile: erstens Entstehen dabei weder Teer noch Kohlenmonoxid. Zweitens fällt die Geruchsbelästigung wie bei der gewöhnlichen Zigarette vollkommen weg. Statt Rauch entsteht Dampf. Der so genannte „Filter“ einer E-Zigarette enthält Propylenglykol, Aromastoffe und mehr oder weniger Nikotin. Es gibt auch Filter, die überhaupt kein Nikotin enthalten. Neben dem Filter besteht die E-Zigarette noch aus dem Akku und dem Atomiseur. Letzteres ist die Einheit, die den Inhalt „verdampft“.
Eine E-Zigarette ist per se nicht „gesund“. Und damit sind wir bereits mitten beim Thema. Es gibt nämlich Quellen, die behaupten, die E-Zigarette sei schädlicher als herkömmliche Zigaretten. Dass sie im Verhältnis zur normalen Atmung schädlicher ist, steht sicher fest. Aber: wie schädlich ist sie tatsächlich im Verhältnis zu gewöhnlichen Zigaretten?
Die E-Zigarette und „freie Radikale“
Freie Radikale sind Substanzen, die zellschädigend und zellalternd wirken. In einer Studie der Pennsylvania State University wurden erstmalig freie Radikale im Dampf der E-Zigarette nachgewiesen. Es handelt sich dabei um so genannte Aldehyde, chemische Verbindungen, die unter anderem langfristig schädigend auf die Lunge einwirken können. Sie erhöhen das Risiko, an COPD („chronic obstructive pulmonary disease = chronisch-obstruktive Lungenerkrankung“) zu erkranken, außerdem an Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Studie wies nach, dass pro „Zug“ von einer E-Zigarette zwischen 25 und 100 Billionen freie Radikale entstehen. Das klingt natürlich zunächst einmal dramatisch viel. Aber man muss das mal so sehen: pro Zug an einer normalen Zigarette entstehen etwa 1000 mal so viele freie Radikale! Wir reden hier, versteht es sich, von einzelnen Molekülen. Daher die wahnsinnig hohen Zahlen (100 Billionen entspricht einer eins mit 14 Nullen dahinter!).
Nun ist freies Radikal nicht gleich freies Radikal. Sie haben unterschiedliche Effekte auf den Körper.
Hier hatte sich herausgestellt, dass die freien Radikale aus der E-Zigarette offensichtlich einen Einfluss auf Infekte und das Immunsystem haben: das Immunsystem wird geschwächt, Erreger von Infekten werden „aggressiver“, um es einmal laienhaft auszudrücken eine Studie der ATO (American Thoracic Society) vom letzten Jahr beschreibt die Wirkung auf den bekannten Staphylokokkus aureus, bekannter unter dem Namen MRSA. Besonders eine Infektion mit diesem Erreger kann deutlich dramatischer verlaufen.
Was ist dran an der so genannten „Popcorn-Lunge“?
In den letzten Wochen sorgen zunehmend Meldungen für Verwirrung, wenn nicht gar Panik. Nach diesen Meldungen soll die E-Zigarette deutlich schädlicher sein als bisher angenommen. Das liegt an einem Inhaltsstoff, der von einer Harvard-Studie in den Aerosolen von E-Zigaretten nachgewiesen wurde: Diacetyl. Und dieser Stoff hat es in sich: ab einer bestimmten Konzentration löst er in den Bronchien eine Entzündung aus. Diese wird medizinisch-wissenschaftlich als Bronchiolitis obliterans bezeichnet. Die Symptome? Verengung, Entzündung und Vernarbung der kleinen Bronchien führen zu eingeschränktem Luftvolumen, Luftnot und Atemproblemen. In schweren Fällen gleicht das Röntgenbild dem Zustand einer schweren „echten“ Grippe oder einer Lungenentzündung. Das Fatale daran ist, dass dieser Zustand chronisch wird. Diese Krankheit ist an sich selten, wird aber auffallend häufig bei Arbeitern gefunden, die in Popcorn-Fabriken arbeiten. Daher der Name Popcorn-Lunge. Diacetyl, die oben erwähnte Chemikalie, findet sich in den Aromastoffen für Popcorn - und in E-Zigaretten, wie es scheint. Ob die Konzentration an Diacetyl bei normalem Gebrauch der E-Zigarette mit denen in einer Popcorn-Fabrik vergleichbar ist, in denen ein Arbeiter 8 Stunden nonstop zum bringt, darf hinterfragt werden.
Davon abgesehen kritisieren Gegner der Studie, dass der Gehalt an Diacetyl in herkömmlichen Zigaretten weitaus höher sei als in E-Zigaretten.
Kann die E-Zigarette Teil einer sinnvollen Raucherentwöhnung sein?
Es wird wohl noch viele Studien geben zu diesem Thema. Man kann es allerdings drehen und wenden wie man will: „gesund“ im Sinne dieses Wortes wird die E-Zigarette nie werden. Allerdings kann sie sinnvoller Teil einer Raucherentwöhnung sein. Wenn sie vorübergehend für diesen Zweck genutzt wird. Dass hier viele andere Faktoren mit ins Spiel kommen, steht außer Frage und wird ausführlich in meinem Raucherentwöhnung-Spezial in Gesundheits-Brief abgehandelt! Wer auf Nummer sicher gehen will: für den Übergang ja, für dauerhaft nein!
Die E-Zigarette als gesunde Alternative zum Rauchen? Da kann man geteilter Meinung sein. Es ist überhaupt schwer, alle Auswirkungen der Inhaltsstoffe auf den menschlichen Körper zu erforschen. Es gibt viele unterschiedliche Maßnahmen, sich das Rauchen abzugewöhnen. Die E-Zigarette mag wohl mit zu den leichtesten gehören, gesundheitlich gesehen ist sie aber sicherlich nicht die beste Wahl.
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