Wie gesund ist Kälte für den Körper?
Derzeit hat sich der Winter auf uns eingeschossen – und die Boulevardpresse auf den Winter. Schlagzeilen wie „Horror-Winter“, „Killer-Kälte“ und Extremtemperaturen bestimmen die Massenmedien. Mit lustigen Berichten vom tief verschneiten Palma de Mallorca und Algier – der Hauptstadt Algeriens übrigens, die noch einmal rund 500 km südlich der Baleareninsel liegt.
Da stellt man sich als gesundheits-bewusster Mensch doch mal Fragen wie: Wie kann ich mich gesund halten? Soll ich mich abhärten? Oder: Wo liegt die Grenze zwischen Vernunft und Wahnsinn beim Abhärten? Und: Wie sieht es eigentlich mit Erkältungen bei Extremkälte aus?
Abhärtung kann gesund sein – oder riskante Selbstdarstellung
Wie viel Abhärtung ist gesund, und ab wann wird es riskant? Riskant wird es natürlich immer dann, wenn jemand etwas mit sich anstellt, was er nicht gewohnt ist. Im Rahmen von Sauna-Aktivitäten ist es durchaus nicht unüblich, nach dem Gang fünf bis zehn Minuten im Freien Spazieren zu gehen – auch bei Minustemperaturen. Oder auch mal ein kurzes Eintauchen von einzelnen Gliedmaßen oder – bei entsprechender Erfahrung – des ganzen Körpers ins Tauchbecken mit einstelligen Celsiustemperaturen.
Wer frühmorgens in der Badehose nach draußen hechtet und sich bei klirrenden minus 15 °C im Schnee wälzt, sollte zumindest eine heiße Dusche in unmittelbarer Nähe wissen – und nicht Herz-Kreislauf-gefährdet sein. Gefährlicher Unsinn ist allerdings das „Eisbaden“ weit vom Schuss – und vor allen Dingen von Menschen, die helfend eingreifen könnten...
Ansonsten gilt: Man sollte möglichst jeden Tag eine halbe Stunde draußen Spazierengehen. In angemessener Kleidung. Angemessen bedeutet: Irgendwas zwischen „Schlottern“ und „die Luft nicht spüren“. Das nenne ich das ausreichende Maß an Abhärtung für einen durchschnittlichen Mitteleuropäer. Mehr muss nicht sein – weniger sollte es nicht sein.
Wenn es kalt wird in Europa...
Anwohner südlicher Gestade wie beispielsweise die Einwohner Roms, Mallorcas oder auch der algerischen Küsten sehen in diesen Tagen sicherlich eine belustigende Abwechslung: Wie oft kann man in Algier schon eine Schneeballschlacht machen?
Weitaus weniger erheiternd sind hingegen die Meldungen über erfrorene Obdachlose sowie eine Frau, die beim Eisbaden erfroren sein soll. Wodurch sich die Frage stellt: Bis wohin ist Abhärtung eigentlich gesund, und ab wann wird sie zum Wahnsinn? Ich antworte mal für einen durchschnittlichen Mitteleuropäer...
Wie sieht es eigentlich mit Erkältungen aus?
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung „je kälter, um so mehr Erkältungen“ sind Infekte bei trockenen, „kontinentalen“ Ostwetterlagen deutlich seltener als bei dem typischen nasskalten Schmuddelwetter, das uns in normalen Wintern und auch diesen bis Ende Januar heimsucht beziehungsweise heimgesucht hat. Das liegt zum Einen an der klareren Luft, zum Zweiten am Sonnenschein und zum Dritten daran, dass diese Wetterlage den infektanfälligen Personen mit einem notorisch zu niedrigen Blutdruck entgegenkommt. Denn eine kalte, kontinentale Ostlage ist bioklimatisch das, was man so schön als „kreislaufstützend“ bezeichnet.
Bitte beachten Sie dennoch einen Punkt: Bei diesen Wetterlagen sinkt die Luftfeuchte in geschlossenen Räumen auf ein sehr niedriges Niveau ab – 20% relative Luftfeuchte sind normal, wo man in milden Wintern vielleicht noch 40 oder 50% registriert. Das trocknet die Schleimhäute stärker aus. Sollten Sie dafür empfindlich sein, holen Sie sich einen Infekt mit einer verstopften Nase. Ein Raumluftbefeuchter und Inhalationen mit Salbei – übrigens dem einzigen ätherischen Öl, das Sie bei Erkältungen benutzen dürfen – schaffen hier Abhilfe.
Draußen und drinnen...
Das objektiv unangenehmste an solchen Großwetterlagen offenbart sich dann, wenn man beispielsweise mal einkaufen geht – denn draußen sind es 10 Grad Minus (oder es ist noch kälter), und im Einkaufscenter ist es so warm wie in den Tropen. Und das ist keine gute Kombination, wenn man dick eingepackt unterwegs ist.
Da hilft das „Zwiebelprinzip“: Viele dünne Schichten – und eine dicke beziehungsweise gut isolierte darüber. Es gibt Jacken, die durch Mikrofasern zwar relativ dünn, aber extrem wetterfest sind – und die eignen sich gut fürs Shopping bei Eiskeller-Temperaturen: Rein ins Kaufhaus, Jacke aus. So kann der Körper sich anpassen und der Schock bei der Wieder-Konfrontation mit der Kälte fällt nicht ganz so schlimm aus. Übrigens: 80% aller Erkältungen gehen auf das Konto von „kalten Füßen“. Wenn Sie die also vermeiden wollen: Halten Sie Ihre Füße warm!
Hautpflege von innen
Bei den kalten Temperaturen in Kombination mit der recht niedrigen Luftfeuchte trocknet die Haut schneller aus als normalerweise – und Menschen, die sowieso schon Probleme mit trockener Haut haben, können in Schwierigkeiten kommen. Da helfen Cremes nur zum Teil. Hilfe von innen bekommen Sie allerdings mit zwei Vitaminen, und zwar:
- Vitamin A (hier: nicht das Provitamin, also Beta-Carotin) und
- Vitamin H oder B7 (Biotin)
Echtes Vitamin A kommt vor in: Eigelb, Butter, Leber und überwiegend in tierischen Nahrungsmitteln, im Gegensatz zur Vorstufe Beta-Carotin, die überwiegend in pflanzlichen Nahrungsmitteln anzutreffen ist. Vitamin B7 kommt ebenfalls in Leber und Ei vor, daneben aber auch noch in Haferflocken, Walnüssen, Fisch, Bananen.
Wo liegt die Grenze zwischen sinnvoller Abhärtung und gefährlichem Unsinn? Bei extrem kalten Wetterlagen dort, wo Wärme bzw. im Zweifelsfall Hilfe noch erreichbar sind - oder eben nicht mehr. Starke und trockene Kälte macht weniger anfällig gegenüber Erkältungskrankheiten als nasskaltes Schmuddelwetter. Mit zwei Ausnahmen: die dann extrem niedrige Luftfeuchte in beheizten Räumen reizt die Schleimhäute. Und: achten Sie darauf, dass sie keine kalten Füße bekommen. Falls Sie Probleme mit trockener Haut haben sollten: Vitamin A und Biotin helfen!
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN